Winter-Idylle a la français
Der Jahreswechsel ist vorbei, der Winter ist in vollem Gange. Zwischen Neujahr und Faschingszeit passiert erfahrungsgemäß relativ wenig in den Werkstätten. Da passt es uns und Meister Speuser ganz gut, dass wir unseren kleinen Fuhrpark mal nach all den Wehwehchen durchforsten, die uns übers Jahr so aufgefallen sind. Den 3 V6 (Charlotte, Céline und dem SX-Tagora) fehlt soweit nix, die stehen vollgetankt und batterielos warm und trocken in der Halle.
Marge ließ es ein wenig an Bremsdisziplin vermissen, TÜV für Paul stand eh an, den er natürlich mängelfrei absolvierte,
LaVerdette als Dauer-Wintergast hat ja zur Zeit "kein Herz" und der neue SXi hat uns den Mangel eines abgeruschten Unterdruckschlauchs nahegebracht. Der Auspuff ist nach diesem Aufenthalt nun auch wieder ordnungsgemäß fixiert und still.
Beim Betrachten der Bilder fällt auf, dass diese Aufnahmen ohne die blauen Kennzeichen-Ränder und das eingepackte 406 Coupé von Meister Speuser im Hintergrund durchaus aus den frühen´80ern stammen könnten. Alte Franzosen halt.
Wo bleibt nur das Frühjahr...?
moteur reconditionné Halbzeit
Seit gestern sind endlich alle Teile des zerlegten V8-Motors von LaVerdette wieder da.
Die Entscheidungsfindung, was genau zu tun ist, welche Teile zu beschaffen sind und wer welche Arbeiten machen darf, war zeitraubender als gedacht. Aus einer beabsichtigten Teilbearbeitung wird nun doch eine Vollrevision, was die seltene Gelegenheit ergab, einen Motor mal komplett in seine Einzelteile zu zerlegen.
Erfreulich: Nicht EINE Schraube oder Mutter hat sich gewehrt, beängstigend gut!
Noch vor Weihnachten war die Entscheidung fürs Aufbohren auf eine einheitliche Übergröße gefallen. Von 4 Firmen fielen die drei aus der näheren Umgebung leider durchs Raster, der eine hat einen 504-CC-Freund schon mal ausgeschmiert, der andere war keine 10 Minuten zu ertragen und der dritte lieh uns zwar netterweise seine Messgeräte, entpuppte sich aber als Apotheke und gäbe zudem einige der Arbeiten ausser Haus. Das können wir auch selbst. So hats dann Fa.Altmann aus Pfaffenhofen a.d.Ilm gemacht.
Weil aber eine Tauchbad-Wäsche den Uralt-Schmutz eben nur mässig von den Teilen entfernt, wurde klar, hier muss noch was passieren. Also gabs kurzerhand noch eine Zusatzbehandlung bei Trockeneisstrahlen Oberland, Hausham für die empfindlichen und eine Sandstrahldusche bei Fa.Hasenfratz, Assling für die massiven Teile. Und JETZT stimmt das Ergebnis!
Und während die Lagerschalen bei der Fa.Kexel im Westerwald neu beschichtet wurden, fand Peter neue Kolben, Kopfschrauben, Kupplung, Simmeringe und Dichtungssatz bei Fa. techni-tacot in der Provence.
Aus Zeitmangel haben wir die Teile aber ausnahmsweise nicht selbst abgeholt…
Erfreulich bei allen diesen Aktionen ist die Tatsache, dass alle Firmen ihre Preis- und Terminzusagen eingehalten, teilweise sogar unterschritten haben. Aus Erfahrung wissen wir, dass das nicht immer selbstverständlich ist.
Der Zusammenbau kann beginnen...
505 SX
Letzten Donnerstag gab es TÜV für den 505. Der freundliche DEKRA Prüfer fand wenig zu beanstanden und vergab gegen das Versprechen den Bremszylinder hinten links zu überholen die Plakette. Gut, dass wir Samstag zum Teilemarkt nach Augsburg fuhren; nicht, dass es dort irgendwelche Peugeot Teile gibt, nein das nicht, aber unser Freund Ewald erwies sich einmal mehr als zuverlässige und günstige Teilequelle und war mit einem Bremszylinder zur Stelle. Apropos Teilemarkt Augsburg, der Eintritt ist mittlerweile bei 15€ plus 4€ Parkplatz, das ist eindeutig zu viel für eine kleine regionale Veranstaltung und damit von unserem Kalender gestrichen.
Mit überholter Bremse durfte der 505 nun das erste mal auf die Straße.
Ganze 70 Liter fasst der Tank, nur gut dass der Benzinpreis im Keller ist.
Fährt super, irgendwas klappert hinten am Auspuff, das muss noch mal nachgeschaut werden. Hat jemand noch einen Satz original Radkappen rumliegen? Die Baumarktdeckel sehen wirklich nicht gut aus.
Problem
Drei Talbot, ein Simca, drei Peugeot und das alles für zwei Leute, das ist mehr als genug "altes Blech". Jeder besonnene, rationale, vernünftig und objektiv denkende Zeitgenosse stimmt sicher vorbehaltlos zu. Nur gut, dass wir solche Menschen in letzter Zeit gemieden haben. So können wir am Samstag ebenso unvernünftig wie unbeschwert gut gelaunt den Anhänger an den Haken nehmen und gen Norden ziehen. Kurzer Kaffeestop an der Autobahn, dann geht es weiter.
Diesmal bleiben wir im Lande, naja fast, wir trauen uns aus Bayern heraus in ein Land, das seine Grenzen mit diesen seltsamen Tafeln markiert.
Gegen 13:00 überqueren wir die Grenze in der stillen Hoffnung, dass die späte Ankunft uns vor Ort nicht zum Nachteil gereicht.
Unser heutiges Ziel ist Halberstadt, das Tor zum Harz. Wie immer gilt unsere Aufmerksamkeit jedoch nicht den touristischen Zielen, und die frisch herausgeputze Innenstadt wird lediglich nach Kriterien wie "Kommen wir da mit dem Anhänger um die Ecke" oder "Hoffentlich ist am Ende genug Platz zum Wenden" bewertet. Diverse runde Schilder mit rotem Rand stören uns nicht auf der Suche nach hinter Garagentoren und in Hofeinfahrten gehüteten Schätzen.
Kurz nach 14:00 werden wir fündig. Ein weißer Peugeot 505 der letzten Serie wartet im Hof auf seine neuen Besitzer; doch diesmal gibt es ein Problem.
Jetzt muß ich etwas ausholen. Ihr erinnert euch, im Frühjahr fiel uns kurz nachdem Paul sein neues Kleid bekommen hatte, ein passender original Danielson Motor in die Hände. Seitdem sind wir auf der Suche nach den fehlenden Anbauteilen, um das schöne Aggregat zum Leben zu erwecken. Alle Teile einzeln zu finden ist recht aussichtslos, also hielten wir Ausschau nach einem Schlachtfahrzeug mit funktionierendem Motor. Ein solches glaubten wir in Halberstadt gefunden zu haben, aber seht selbst.
Ein makelloser 505 SX Injection, so gut wie rostfrei, mit neuer Lichtmaschine, Wasserpumpe und Dämpfern, selbst der Zahnriemen wurde vor weniger als 10.000 km gewechselt. Innenraum tip top, alles, sogar das elektrische Schiebedach funktioniert. Der Löwe schnurrt sanft wie es sich gehört und bei der Probefahrt lässt sich ausser einer etwas niedrigen Leerlaufdrehzahl keinerlei Mangel entdecken. Der sympathische ältere Herr, der den Wagen seit 20 Jahren immer gepflegt aber kaum gefahren hat, ist froh das wohl behütete Stück in guten Händen zu wissen und lässt bei einer Tasse Kaffee am Küchentisch vom schon vernünftig angesagten Preis noch einiges nach.
Wir haben keine Wahl, der 505 wird aufgeladen und in die Heimat entführt.
Wo das Problem ist? Dieses schöne Auto können wir unmöglich schlachten, es bleibt uns nichts als den 505 in unserer Garage willkommen zu heißen.
P.S.
Wenn jemand irgendwo einen 505 mit laufendem ZDJ Motor findet, bitte melden, aber bitte nur rostige Krücken, die nicht zu retten sind, wir haben keinen Platz mehr im Asyl!