Home at last! Nach 6.350 km seit Abfahrt am 04.12. sind wir am 13.12. um 21:00 Uhr gesund und munter zurück. Der Tag begann früh im Nebel mit einer Begegnung, die einem Freitag, dem 13. durchaus gerecht würde: Auf Tuchfühlung rauscht die Fähre wie der "fliegende Holländer" an den Tankern auf Reede in Rotterdam vorbei.
Guter Navigator...ob der wohl im Dezember 2014 Zeit hätte ? Diese Suppe begleitet uns bis fast zur deutschen Grenze. Auf halbem Weg dorthin wollen wir kurz einen Peugeot 604 ansehen, der Händler lässt uns fast 30 Minuten warten.
Ergebnis: 604 Schrott, 504 Cabrio mit Hardtop zu teuer. Schade, knapp 1 Stunde Zeit verschenkt. Nennt es spätes Frühstück oder frühes Mittag, der erste Halt in der Heimat gilt der Essensaufnahme. Wir finden das Diner "Route 61" beim SHELL Autohof Mönchengladbach Güdderath an der A61. Was wir sehen, gefällt uns ausserordentlich!
Am frühen Abend dann der letzte Stop irgendwo im Hohenloher Land, die Avenger MK II-Kotflügel aus Cowling abliefern. Wir werden erwartet, unerwartet dagegen die Offerte, den Rallye-Sunbeam irgendwann mal bewegen zu dürfen!! Sobald die Weber-Vergaser rund laufen...
Die Sitzprobe ernüchtert: Wenn das Hinterteil akute Klaustrophobie signalisiert, wird schnell klar, das ist nix für weite Strecken, zumindest für king size-Menschen. Aber ein 1-Tages-Event wäre zu überlegen... Wir brechen auf nach München, Ankunft 21:00 Uhr.
Für ein LeJog-Fazit wollen wir unsere Eindrücke ein paar Tage sacken lassen.
Die Schlauchnummer hat unseren Zeitplan zerstört, wir schaffen es leider nicht mehr, in Durham (home of the prince bishops) im Schatten des mächtigen Castles ein B&B zu finden. Wieder viele hilfsbereite Engländer, leider ohne Erfolg. Das Days Inn Durham draußen an der A1 ist günstig und -sagen wirs höflich- zweckmäßig, die Verpflegung schottisch: McDonald´s Frühstück gibts dann am nächsten Morgen zünftig at...
Hinterm Wagen dröhnt der Kompressor, vorm Wagen wird dir der A... abgefahren, aber die Lady ist nett, bereitet alles frisch zu und fotografiert unseren Paul von allen Seiten für ihren Mann, der auf 80er-Jahre-Autos steht und sie "sicher dafür beneiden wird, einen Talbot Tagora in England live gesehen zu haben". Unser Weg führt uns nach West Yorkshire, genauer nach Cowling, noch genauer zu EX-PRESSED STEEL PANELS LTD., spezialisiert auf Nachbauten von FORD-Blechteilen.
Hier haben wir die zwei letzten(?) Hillman Avenger MK II NOS-Kotflügel gefunden. Sie passen exakt auf Pauls Rückbank und werden morgen abend einen Schrauber im Schwäbischen sehr glücklich machen. Die Aufkleber lauten auf TALBOT, war halt alles ein Verein...Robert und Geoff, der freundliche Chef des Hauses, schwärmen beim Anblick von Paul, erzählen von Tagora bei der Polizei, die ausschliesslich für die Highway-Patrouille eingesetzt waren (WER darüber mehr weiß: BITTE MELDEN!). Bob hat damals solche Tagora gekauft und geschlachtet. Wir können ihm nicht wirklich böse sein, bei DEM Chef...
Zweiter Halt auf unserer Rückreise ist der Vorgarten von Dean Hunter in Brotherton, der vor "Stilleben" wie diesem hier nur so strotzt.
Dean, ein netter Kerl, hat leider nicht viel Zeit, lässt uns aber in seine Hallen, wo wir die vielen Schätze begutachten können, die er "irgendwann noch restaurieren will". Eine schöne RHD-Mischung aus dem Hause Peugeot. Später im Hafen von Hull sind wir zeitig an Bord der Fähre nach Rotterdam, was man von einem anderen LeJog-Team, mit dem wir uns hier verabredet hatten, leider nicht sagen kann. Sie kommen spät, leider zu spät. Hilflos müssen wir vom Aussichtsdeck aus großer Höhe mit ansehen, wie die beiden ein ums andere Mal an der RICHTIGEN, leider auch sehr schlecht ausgeschilderten Rampen-Zufahrt vorbeifahren. Schade, die beiden sind echt nett. Wir prüfen noch die Biertemperatur der Irish bar an Bord, dann ist Feierabend.
17:30 Uhr Auf der M90 bei Edinburgh liegt auf der mittleren Spur eine schwarze 50-mtr-Rolle 5-Inch-Drainagerohr, die wir im Dunkeln ungebremst mit 120 km/h rammen. Ohne Sicht und kaum lenkbar bringt Clemens Paul auf der Standspur zum Stehen. Sofort beginnt Clemens damit, Pauls Zustand zu checken, gibt vorsichtige Entwarnung. Die Hälfte der 50 Meter stecken unterm Auto fest, müssen nun mühsam zerschnitten werden.
Glück im Unglück:
Es naht die Rettung in Gestalt einer Highway Maintenance mit großem Wagenheber und Säge. 10 Minuten später sind wir wieder unterwegs. Alles funktioniert noch, nur ein gelbes Cibie-Glas ist gerissen und das Plastikgitter vorm Kühler ist gebrochen. Der rechte Scheinwerfer blendet seither den Gegenverkehr und gefühlt zieht Paul minimal nach links. Das müssen wir morgen im Hellen erkunden. Gute alte Wertarbeit: jeder moderne Wagen hätte wohl seine Hochglanz-Plastik-Front als 1000-Teile-Puzzle auf dem highway verstreut! Heute hat sich unser Unterfahrschutz bezahlt gemacht!
Obwohl ich die ganze Nacht durchgefahren bin bis heute Mittag und trotz Bier & Whisky ist an Schlaf nicht zu denken: Bin hellwach und aufgedreht. Gegen 17:30 erwischt´s mich dann doch noch...bis 18:30 Uhr Clemens mich per Handy weckt, weil ich auf sein Klopfen angeblich nicht reagiert hätte… Ab ins Norseman Hotel, an der Bar einparken zum Bier und zum Ratschen mit den anderen. Schon am Auftakt-Abend in Land´s End sind wir dank der Heidelberger Helge & Ina mit ein paar anderen Teams aus Deutschland in Kontakt gekommen. Die Chemie stimmte irgendwie und so fand man sich an allen Treffpunkten auf der Strecke immer mal wieder zusammen. Wir fuhren eh alle in der selben Startgruppe, waren also immer im gleichen groben Zeitrahmen auf der Strecke unterwegs. Der Zusammenhalt war schon seit dem ersten Tag da: sah einer den anderen an der Straße stehen bleiben, wurde gleich angehalten, um notfalls helfen zu können. Wir sind lt. Liste "final results" 33. Keine Verbesserung zum Vortag also. Gut für den Anfang, besser geht immer. Bei der Durchsicht können wir uns an den Strafpunkten der anderen unserer Gruppe messen und finden einige Ansätze, die relativ leicht zu verbessern wären. Alles eine Frage der Übung. Am Abend beim Gala-Dinner zur Preisverleihung (Dresscode black tie, kennt ihr ja jetzt, soll nur noch einer sagen, Internet bildet nicht…)
werden wir dann total überrascht: „The award in the categorie absolute beginners 2013 goes to start no.73, Clemens Luber and Michael Krey with a Talbot Tagora, a seldom seen “old man´s” car…”
Die kleine Spitze bzgl. Paul´s Ruf in den 80iger Jahren überhören wir mit frisch gelernter britischer Höflichkeit. Klang da etwa ein bisschen Neid in der Stimme mit? Peter Nedin, Organisator der LeJog-events und ein Mitglied des schottischen Adels überreichen uns den Preis. Diese Kategorie wurde extra zum Ansporn für alle LeJog-Neulinge ausgelobt, von denen es doch wieder eine ganze Reihe gab.
Wir haben einen entspannten Abend mit sehr viel Wein vor, während und nach dem Essen. Bis irgendwann nichts mehr geht. Alle haben „Konditionsprobleme“, wenn sie auch bei jedem unterschiedlich ausfallen. Morgen ist LeJog 2013 vorbei.
Gegen Mittag fahren wir nach der langen Rallye-Nacht durch die Zielkontrolle in John O´Groats an der Nordspitze Schottlands. 3 heiße Tage und 2 wilde Nächte liegen hinter uns. Teilnehmer-Foto in Winner-Pose mit checkered flag und DUDELSACK-Spieler ("Ich will einen Kilt!") unter dem HERO-Torbogen ist die Belohnung für unseren Triumpf.
Endstand: Platz 33. 73 gestartet, 48 angekommen. Im Hotel haben Clemens und ich uns darauf gerade ein Tennert Lager und einen 12-year-old Old Pulteney aus Wick gegönnt! Bis zur Abschlussveranstaltung im Norseman Hotel am Abend sollten wir uns wohl noch eine Mütze Schlaf gönnen. Unser Nethercliffe Hotel entpuppt sich als leicht überaltertes, ein wenig kitschiges, aber liebevoll eingerichtetes B&B-Haus.
Paul darf seine Trophäen (Startnummern und gefühlt eine Tonne Dreck und Schlamm) noch ein paar Tage zur Schau stellen. Hat hart dafür gearbeitet und auch gelitten.
Ganze 2 Dutzend (!) zum Teil sehr heftige Slalom-Tests auf Beton- und Schotterpisten hat Paul in dieser Zeit absolviert, ich habe ihn dabei nicht geschont! Genau DAFÜR haben wir ihn hergerichtet. Hab ihn hunderte von Kilometern über die Insel durch engste Wege in Cornwall und Wales getrieben, habe ihn bei sog. Überführungsfahrten z.B. hinauf nach Glasgow unter Volllast gequält. Über die schottischen Highlands heute nacht ging es auch nicht im Cruiser-Tempo.
Die Kupplung stinkt, leichter Ölgeruch zieht in den Innenraum, das rechte vordere Rad weist etwas Spiel auf. Da steht wohl ein großer Service als nächstes auf dem Plan.
Zu keiner Zeit hat man das Gefühl, hier würden die Top-Fahrer bevorzugt. Jeder, wirklich jeder ist hier ansprechbar, versucht wenn möglich selbst zu helfen oder beschafft jemanden, der helfen kann. Ich verstehe langsam, dass manche Teams schon seit mehreren, einige seit vielen Jahren hierher kommen. Suchtfaktor: HOCH!
Die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der Engländer ist unbeschreiblich, wahre Europäer! Clemens und ich lieben das, halten bei jeder sich bietenden Gelegenheit ein bisschen small talk mit den vielen Helfern, den Offiziellen, den anderen Teams. Und der Dank an Clemens und mich? "Hi, you are the guys that always smile!" Wir nehmen das als Kompliment. Danke!