(auch Bleu du Haut Jura oder Bleu de Septmoncel genannt, ist ein französischer Blauschimmelkäse von mildem Geschmack.)
Käse am Anfang, nicht am Schluß? Gemach!
Nachdem wir im letzten Jahr mangels Terminkoordination die geplante Teilnahme an der en route! 2011 kurzfristig absagen mussten, sahen wir es für dieses Jahr als Verpflichtung, gleich mit zwei Fahrzeugen dort anzutreten.
- Marge: die Kosmopolitische, Weitgereiste, die sich zwischen Pyramiden und Vulkanen ebenso sicher bewegt, wie zu ihrer Diplomatenzeit vor den Theatern dieser Welt. Hat gerade erst ihre Zuverlässigkeit in Polarkreisnähe bewiesen. Sie ist hier quasi die gesetzte Spielerin.
- Theo: Der große Unbekannte, der Bodenständige, dessen Belastbarkeit sich bisher auf ein paar kurze Fahrten stützte. Der trotz fortgeschrittenen Alters noch immer nicht den Grauschleier des saarländischen Kohlenstaubs abschütteln konnte, der Zeit seines 1.Lebens wohl nie erfahren durfte, wie es sich jenseits der 100km/h-Marke anfühlt.
Er sollte jetzt zeigen, was bzw. ob was in ihm steckt. Und da Marge sich ihrer Tachowelle letzte Woche entledigt hatte, fiel Theo zudem auch noch die Führungsrolle bei An- und Abreise zu. Tadellose Leistung, kann man hier schon vorwegnehmen.
Anreise Freitag, 14.September
Du weißt, dass du in der Schweiz bist, wenn die Kennzeichen kleiner werden, dir die Autobahnbrücke die Uhrzeit zeigt und du den Mann im Autoradio nicht mehr verstehst... Ab sofort ist jeder Stau wieder wie früher eine spontane Überraschung, die auch dieses Mal bei beiden Fahrern zu je einer saftigen Notbremsung führte. Erfolgreich!
Und du weisst, dass du in der Schweiz bist, wenn du mitten in einer Stadt (in diesem Falle Murten) zwei kostenfreie Parkplätze bekommst!
Belohnung für die Fahrer nach 550 km:
Eine Flasche Vully zum Eglifilet abgerundet mit imposantem Seeblick, im Hintergrund der Col du Chasseral.
Das fängt ja gut an! Nur dem Tiramisu geben wir die Note: Entenfutter!
Samstag, 15.September: D-Day
Am Morgen ist die Passspitze des Col du Chasseral zunächst im Nebel verschwunden.
Macht nix, das Handy verspricht sonniges Spätsommerwetter, sowohl um Neuchâtel als auch im Haut Jura, unserem Ziel im Laufe des Tages.
Erste Bergauf-Fahrt zum Pass, Startpunkt der en route! 2012. Theo und Marge geben keinerlei Anlass zur Sorge, die Steigungen sind moderat.
Pünktlich zur geplanten Startzeit sind alle Teilnehmer da. Peugeot ist stark vertreten, dazu ein Renault R16 und zwei Talbot.
Das Bild zeigt leider nicht alle Teilnehmer-Autos, wird nachgereicht...
Nette Begrüßung, Roadbook-Ausgabe, die Bitte, einen Startabstand von ca. 3 Minuten eigenverantwortlich einzuhalten und schon sind Jürg & Roger wieder auf "Abwegen", weiter rauf gehts hier ja auch nicht mehr...Die beiden wollen filmen und Bilder schiessen, klar, wo kämen sonst die tollen en route!-Filmchen her!
Nach anfänglichen Schwierigkeiten und der Gewissheit, schon 2 km nach dem Start in die falsche Richtung zu fahren (Was hatte Jürg gesagt? Immer Richtung Westen!), gewöhne ich mich an die minderüppige Ausschilderung und finde tatsächlich die richtige Richtung. JETZT geht auch bei mir die Sonne wieder im Osten auf...
Szenenwechsel:
Nachdem das Team Peter/Marge seine Orientierungskarte fachmännisch VERNICHTET hat (ich zitiere Jürg nochmal: "Proviant fachmännisch VERSTAUEN!" Klar, Peter?) bleibt ihm nicht anderes übrig als uns zu folgen, will es wenigstens den Kaffee-Punkt in Chapelle-des-Bois zeitnah erreichen. Aber, G.s.D. scheint auch bei den anderen Teams nur mit Wasser gekocht zu werden, bei der Pinkelpause werden wir von "weit Vorausfahrenden" überholt! Hää? Egal! Nur ein Team hat das Zwischenziel mit der Treffsicherheit eines Wilhelm-Tell-Laiendarstellers verpasst und sei "schon auf dem Weg zum Ziel". Was sich später als Ente herausstellen sollte...(Die Info, nicht das Ziel!)
Pause vorbei! Auf gehts, same procedure as last time: wieder sind Jürg & Roger vorab auf und davon, "3 Minuten-Abstände" sind dann knapp 60 Sekunden lang, alle wollen wieder auf die Straße!! Wir starten gleich im 2-er Team durch, verbünden uns unterwegs mit dem R16 und dem...Leichenwagen. Theo wird zum Kamerawagen, erst verfolgt er den R16 auf einer herrlichen Kurvenstrecke, der Bursche ist gut, komme kaum nach (Luis de Funes lässt grüßen, fehlt nur noch die Nonne im 2CV...), dann wird der Leichenwagen vorbeigewunken und ebenfalls gefilmt, danach haben wir Marge im Visier, jetzt stimmt sogar das Hintergrund-Panorama: Haut Jura live.
Hier ein paar Impressionen
https://www.youtube.com/watch?v=reCGqB5LUk0&feature=youtu.be
https://www.youtube.com/watch?v=ui_UFqHdJhc
Viel zu schnell stehen wir vor dem "Le Relais des Moines" von Hélène und Jean-Pierre Julliard in der Rue de la Fromagerie in Chézery-Forens.
Und damit kommen wir zurück auf den Bleu de Gex, den Käse vom Anfang. Jetzt ist er dort, wo er hingehört: Ans Ende! Ans Ende eines hervorragenden "Menu du terroir" aus dem Haut Jura, einer mir bis dahin unbekannten Region. Das passende Ambiente dazu trägt die Handschrift der Hausherrin.
Hier sei ausdrücklich erwähnt, dass die Wahl, Mme. Julliard den Vorzug vor dem Le Fartoret zu geben, ein echter Volltreffer war. Wir kommen wieder.
Auf der abschliessenden Nachtetappe bergab nach Bellegarde-sur-Valserine (mit den letzten 7 Litern aus dem Reservekanister) hats Theo nochmal so richtig krachen lassen, ein echter Höllenritt im Dunkeln, nur der Leichenwagen konnte folgen, gern hätten wir Jürg & Roger im 504 Coupé noch überholt...Hätte aber nichts gebracht: Als nämlich das Führungsfahrzeug fort war, haben Peter und ich das französisch-schweizerische Grenzgebiet im Planquadrat-Verfahren durchkämmt auf der Suche nach unserem Hotel...Zur Geisterstunde hatten wirs dann.
Heimreise Sonntag, 16.September:
Keine besonderen Vorkommnisse, staufrei wieder in der Heimat gelandet. 1633 km! Für eine Menge Spaß ist es uns das allemal wert.
Letztes Highlight kurz vorm Heimathafen: Theo erreicht den Gipfel seiner neuen Freiheit! Und da ist er im 5. (Spar!)-Gang hinaufgeklettert!
Jürg & Roger, besten Dank mit großem Respekt für die organisatorische Leistung.
Euch und allen Anderen: À bientôt!