Die zweitweiteste Anreise (Danke, Jost ) entpuppte sich schon bald als schwacher Versuch der Eidgenossen, uns zu verwirren: Waren wir mit der Entschlüsselung des „Beton-Codes“ zunächst noch leicht überfordert,
stellte sich im Verlauf der 10-stündigen Fahrt gefühlt die geballte Autofahrerschaft Helvetiens uns in den Weg.
Schritttempo allenthalben, später in Frankreich drohen Steinewerfer, merkwürdige Speisen in Cellophan, sogar Straßensperren wurden errichtet,
half aber alles nichts, unser Zwischenziel in Chichilianne (ich liebe dieses Wort, geht mit vollem Mund genauso gut) erreichen wir letztendlich just in time, Hausherrin Conchettine Perli hat auf uns gewartet. Das „Château de Passières“ ist ein unscheinbares Schlosshotel mit toller Aussicht, perfektem Frühstücksservice und - Achtung Insider-Witz- ausreichend Toilettentüchern.
Und die Vorfreude steigt... Am Morgen starten wir an Himmelfahrt/Auffahrt im wahrsten Sinne des Wortes: Treffpunkt oben auf dem Col de la Croix Haute.
Überraschungs-Begegnung: Die Konkurrenz mit der Raute im Kühler, die sind gut drauf, wollen alle einen Tagora-SX-Motor sehen, besonders der R30-Fahrer, damit er später ahnt, wer ihn trotz baugleichem PRV-Motor da gerade abgehängt hat .
Die Teilnehmer trudeln ein, die kulinarische Touristenfalle hier oben wird ausgiebig gesponsert und nach einer wahren Straßenkarten-Origamie-Orgie (war das jetzt der Kranich oder ein Schmetterling?) geht’s in die Quartiere nach La Motte-Chalancon und Montmorin, zur Auberge „La Rabasse“ von Héléne , die uns in den kommenden Tagen mit stets neuen Ideen beim Nachtessen überrascht, angenehm überrascht. Eine Speisekarte gibt’s nicht (zumindest zeigt sie uns keine), es wird „gegessen, was auf den Tisch kommt“.
Und zwischendurch immer schon das Roadbook für den nächsten Tag einzeichnen (lassen).
Alternative Pressemeldung:
„Grenoble.
Zu den diesjährigen bi-lateralen Gesprächen zwischen der Schweiz und Deutschland fand sich ein erlesener Zirkel von Alt-Franzosen-Liebhabern/innen nahe der Drôme ein. Als Vertreter der Minderheit „Schweizer Altlasten“ verstärkte Belgien heuer die Kommission. Bereits am ersten Abend konnte eine 100%ige Übereinstimmung hinsichtlich der Wahl des Tafelweins erzielt werden. “
Es beginnen volle 3 Tage sensationeller Berg- und Talfahrt, mit Pässen, Panoramen in und um die Drôme.
Da fällt es echt schwer, die Reihenfolge der Etappen zu rekonstruieren. Sensory overload bei brütender Hitze lässt das Zeitgefühl verschwimmen… irgendwann standen wir auf einem Flugplatz mit einem Glas Clairette in der Hand, fuhren auf Straßen durch Felsenbögen und an Abgründen vorbei, sahen nette kleine Dörfer und erklommen einen Berg.
Alternative Pressemeldung:
„Mont Ventoux.
Eine absolute Sensation gelang der groupe drômunikation um Jürg & Roger am letzten Wochenende. Alle Teilnehmer erreichten den Gipfel, OHNE einen einzigen Tropfen Schweiß zu vergießen! Das lässt große Namen wie Eddy Merckx, Lance Armstrong oder Didi Thurau verblassen. Bei der Abfahrt allerdings war Deutschland 2 als Tête de la course der Gruppe um Stunden enteilt…“
Und am Abend gings immer zurück zu Hélène, die selbst vor einer OP am offenen Handy nicht zurückschreckt.
Bei gutem Essen, Wein und angeregten Gesprächen waren die Abende für uns gefühlt wohl immer etwas zu kurz, für Hélène wohl manchmal etwas zu lang.
Die freie Fahrt für alle, „jeder entscheidet für sich, ob er/sie die tägliche Runde komplett macht oder sich zeitweise absetzt und eigene Wege geht“, war eine gute Idee von Jürg & Roger, Picknick´s an Fluss, Berg und Badesee eine willkommene Unterbrechung. Und selbst für den SX hatten wir eine Abkühlung parat.
Alternative Pressemeldung:
„La Motte-Chalancon.
Die örtliche Gesundheitsbehörde stellte nach dem letzten Wochenende einen eklatanten Anstieg der Wassertemperatur des Plan d´eau du pas des Ondes bei La Motte-Chalandon fest. Ob es ein reines Wetterphänomen sei oder ob es einen Zusammenhang zwischen der Missachtung des Badeverbots durch die groupe drômunikation gebe werde noch untersucht. Einheimische, so hieß es, würden über jeden Verdacht erhaben sein.“
Ja, so war die en route-Drôme 2017. Und während die anderen Teilnehmer sich am Sonntag früh auf den Heimweg machten, hängten wir einen Extra-Tag dran und machten noch einen Abstecher nach Sochaux, wieder durch die Schweiz, diesmal ungebremst und unbemerkt. Na ja, bis auf einen netten Fotografen, der es sich nicht nehmen lassen wollte, unseren SX frontal von der Mittelleitplanke aus abzulichten. Wir warten jetzt auf Post us dr Schwyz, hoffentlich wenigstens mit schöner Briefmarke…