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Problem

Drei Talbot, ein Simca, drei Peugeot und das alles für zwei Leute, das ist mehr als genug "altes Blech". Jeder besonnene, rationale, vernünftig und objektiv denkende Zeitgenosse stimmt sicher vorbehaltlos zu. Nur gut, dass wir solche Menschen in letzter Zeit gemieden haben. So können wir am Samstag ebenso unvernünftig wie unbeschwert gut gelaunt den Anhänger an den Haken nehmen und gen Norden ziehen. Kurzer Kaffeestop an der Autobahn, dann geht es weiter.

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Diesmal bleiben wir im Lande, naja fast, wir trauen uns aus Bayern heraus in ein Land, das seine Grenzen mit diesen seltsamen Tafeln markiert.

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Gegen 13:00 überqueren wir die Grenze in der stillen Hoffnung, dass die späte Ankunft uns vor Ort nicht zum Nachteil gereicht.



Unser heutiges Ziel ist Halberstadt, das Tor zum Harz. Wie immer gilt unsere Aufmerksamkeit jedoch nicht den touristischen Zielen, und die frisch herausgeputze Innenstadt wird lediglich nach Kriterien wie "Kommen wir da mit dem Anhänger um die Ecke" oder "Hoffentlich ist am Ende genug Platz zum Wenden" bewertet. Diverse runde Schilder mit rotem Rand stören uns nicht auf der Suche nach hinter Garagentoren und in Hofeinfahrten gehüteten Schätzen.
Kurz nach 14:00 werden wir fündig. Ein weißer Peugeot 505 der letzten Serie wartet im Hof auf seine neuen Besitzer; doch diesmal gibt es ein Problem.
Jetzt muß ich etwas ausholen. Ihr erinnert euch, im Frühjahr fiel uns kurz nachdem Paul sein neues Kleid bekommen hatte, ein passender original Danielson Motor in die Hände. Seitdem sind wir auf der Suche nach den fehlenden Anbauteilen, um das schöne Aggregat zum Leben zu erwecken. Alle Teile einzeln zu finden ist recht aussichtslos, also hielten wir Ausschau nach einem Schlachtfahrzeug mit funktionierendem Motor. Ein solches glaubten wir in Halberstadt gefunden zu haben, aber seht selbst.

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Ein makelloser 505 SX Injection, so gut wie rostfrei, mit neuer Lichtmaschine, Wasserpumpe und Dämpfern, selbst der Zahnriemen wurde vor weniger als 10.000 km gewechselt. Innenraum tip top, alles, sogar das elektrische Schiebedach funktioniert. Der Löwe schnurrt sanft wie es sich gehört und bei der Probefahrt lässt sich ausser einer etwas niedrigen Leerlaufdrehzahl keinerlei Mangel entdecken. Der sympathische ältere Herr, der den Wagen seit 20 Jahren immer gepflegt aber kaum gefahren hat, ist froh das wohl behütete Stück in guten Händen zu wissen und lässt bei einer Tasse Kaffee am Küchentisch vom schon vernünftig angesagten Preis noch einiges nach.
Wir haben keine Wahl, der 505 wird aufgeladen und in die Heimat entführt.

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Wo das Problem ist? Dieses schöne Auto können wir unmöglich schlachten, es bleibt uns nichts als den 505 in unserer Garage willkommen zu heißen.

P.S.

Wenn jemand irgendwo einen 505 mit laufendem ZDJ Motor findet, bitte melden, aber bitte nur rostige Krücken, die nicht zu retten sind, wir haben keinen Platz mehr im Asyl!

Retrospektive I.Teil

Dank LaVerdette wird das Jahr 1958 plötzlich interessant. Da ich mich zum Zeitpunkt der Erstzulassung 01.Februar 1958 in der Hauptsache nur auf meine eigenen "Allrad"-Fähigkeiten beschränkt haben dürfte, bin ich also nicht recht im Bilde, wie das damals war in der "guten alten Zeit". Warum ist "Drei Männer im Schnee" mein Lieblingsfilm? Alles Feuerzangenbowle, oder was?
Ein altes Auto nötigt einen ja quasi ab dem Tag der Anschaffung dazu, sich mit Literatur über selbiges zu versorgen, zunächst die technischen Unterlagen, Werkstatthandbuch in DEUTSCH :-) + Teileliste in dt/engl/frz. :-) und natürlich die "Revue technique" in frz.:-(
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Dazu die "Fachbücher" (in denen dann meist alles doppelt und dreifach geschrieben steht...auf frz). Warum war damals bloß Latein wichtiger als Französisch? Merde!
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Gern auch eine Miniatur in 1:43, idealerweise in genau dem Farbton des eigenen Modells. Kurioserweise hatte ich das grün-grüne Modell schon 4 Wochen BEVOR uns LaVerdette über den Weg lief. Auf die Gefahr hin, dass euer Kopfschütteln bis hierher zu spüren ist: Ja, dieses Modell war teils mit- und vorentscheidend für die ganze spätere Aktion.
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Alles da, sogar eine Betriebsanleitung "Your Vedette" aus Chicago mit der letzten (unbenutzten ) Steuerplakette von 1963 darin;
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reicht aber alles noch nicht, um dem eigentümlich-angenehmen Geruch im Auto auch ein Lebensgefühl zu geben.
Das schaffen nur die Prospekte aus den letzten ´50er Jahren. Die Formulierungen und das Layout lassen Werbetexter und Grafikdesigner mit schmerzverzerrtem Gesicht erstarren...
ICH liebe die bunten Bilder und ihre herrlichen Übertreibungen.
Prospekte:
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Der Motor:
"Wer einmal am Steuer der Vedette saß, schwört Zeit seines Lebens auf den V8-Motor."
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Für IHN.
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Das Interieur: "...bietet Ihnen den Wohnkomfort eines gepflegten Heims."
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Für die vielen Engländer und Schweden bei uns, die nur Linksverkehr kannten.
Paketfahrer, Straßenreiniger, Milchabholer?
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Für die Zigarette "danach"?
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Für SIE...
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und ganz wichtig ist die Quellenangabe der Garderobe! Heute würde es heißen: Unsere Moderatoren wurden ausgestattet von...
Die Rollenverteilung (ER fährt, während SIE daneben sitzt) mutet ein wenig unverschämt an, war aber 1958 absolut zeitgenössisch angesichts der Tatsache, dass erst Mitte 1977 in Deutschland ein Gleichstellungsgesetz verabschiedet wurde, nach dem "eine Frau auch OHNE Zustimmung ihres Ehemannes einen Beruf ausüben dürfe" ;-). Ach, die gute alte Zeit...
Zwei Nachrichten aus diesem Jahr, die die Heckflosse tangieren: In Flensburg wird die Verkehrssünderkartei eingerichtet und ein Herr Presley tritt seinen Wehrdienst in Deutschland an.