V wie...
V wie Vakuum: „Was ist ein Vakuum?“ – „Ich habs im Kopf, aber ich komm nicht drauf.“ -
"Denk nochmal nach!" Dieses Mal geht der Blick in meine Garage. "Oh, ein leerer Platz!"
Und dann überschlagen sich die Ereignisse:
V wie V8: Einer meiner ewigen Jugendträume, kam leider immer nur in riesigen Ami-Schlitten vor…dachte ich. Bis ich kürzlich von einem SIMCA Chambord las, serienmäßig ausgestattet mit einem Ford-V8-Motor, gebaut in Paris/Poissy. 1954 übernahm SIMCA die Fabrik und verbaute die Motoren nun selbst in seiner Baureihe VEDETTE mit Modellen wie Versailles, Regénce, Marly, Beaulieu, Chambord. Ein französischer V8!
Unvorsichtigerweise erzähle ich Peter davon. Die Folge: Ich werde bombardiert mit mails wie „schau mal, dieser hier, hmm zu teuer“, „Beaulieu in Belgien“, „hier gibt’s gleich zwei zum Preis von einem, leider Schrott“, „hier ist einer, aber der Verkäufer hat schlechte Kritiken“…Dann die Annonce aus leboncoin.fr mit einem grün-grünen Chambord!
Und dieses Auto steht mal nicht in La Rochelle oder Marseille, nicht in Bordeaux oder in der Normandie. Steht quasi „gleich ums Eck“, eine Stunde hinter Sochaux am Rande des Jura. Kontaktaufnahme mit Hindernissen (anderes Thema) gelungen, es kommen rund ein Dutzend mails mit Bildern, die nur eine Option zulassen: „Da müssen wir hin!“
Denn neben den 35 Bildern vom Auto sendet der Verkäufer uns Bilder einer Werkstatt, wie man sie sich nur wünschen kann, Oldtimer in jeder Ecke! Von Aronde bis 304 und jede Menge Vedette´s.
V wie Vorsehung: Zufällig bin ich diese Woche im Südbadischen, das verkürzt den Weg nach Dolé ungemein. Peter springt Mittwoch früh in den 9€-Fernbus München-Freiburg und schon am frühen Nachmittag sind wir unterwegs ins Jura. Auf dem Weg versuchen wir, einem (angeblich) französischen Baguette ein paar Geschmacksnoten zu entlocken, vergeblich. Allerdings sollte sich dieser Kauf am nächsten Morgen noch als Glücksgriff herausstellen.
V wie Vedette: Dolé, in der Werkstatt von Thierry Quoy lässt sich der grün-grüne Chambord bewundern. Ein Rundgang und Blick ins und vor allem unters Auto lassen uns zufrieden feststellen, dieser Weg hat sich gelohnt. Die Probefahrt wirft dann zwar doch noch Probleme mit den vorderen Trommelbremsen auf, diese werden aber sofort behoben. Die Preisverhandlung ist etwas zäh, am Ende gibt’s noch ein paar seltene Chromteile und einen maßgeschneiderten neuen Himmel obendrauf.
Wer sich unvorbereitet in ein ´50er-Jahre-Auto setzt, kommt sich zunächst vor wie ein Fremdkörper, der Griff zum Gurt geht ins Leere, irgendwie sitzt man mehr „drauf“ als „drin“. Aber nach einiger Fahrtzeit gewinnt man der aufrechten Sitzposition hinter dem riesigen Lenkrad, dem manuellen Blinkerhebel (MITTIG auf der Lenksäule zwischen Lenkrad und Armaturen!), der 3-Gang-Lenkrad-Schaltung und anderen Fremd-Gimmicks immer mehr das Gefühl ab, das ist noch Autofahren pur. Mir gefällts mit jedem Kilometer mehr. Peter dagegen, mein hinterer Geleitschutz auf den Autobahnen, hat nach den ersten 3 Stunden von 21:00 bis Mitternacht schon die Nase voll. Voll von dem Öl-Abgas-Gemisch, da die Vedette dank offenem Öldampf-Ableitsystem beim Beschleunigen leicht nebelt.
Hier wird Meister Speuser eine geschlossene Lösung schaffen müssen. „Stinky“ nennt Peter die grün-grüne. Pffft, Weichei! Am nächsten Morgen Öl-Check und nun macht sich wenigstens noch die Verpackung der Vortags-Baguettes als Trichter nützlich.
Um 10:00 Uhr dann Abfahrt über den Schwarzwald. Vorher noch schnell ein Bild vorm Wasserschloß in Lörrach, was dem Mann im Hintergrund offenbar nicht gefiel, obwohl doch am Zaun groß steht: "Grünanlage", ja und grüner gehts doch nicht!
Wie schon bei Pauls Überführung aus Bordeaux treffen wir auf Wegelagerer in Form eines Blitzers. Der hier stand allerdings auf der Spitze des Feldbergs und da war bei der Vedette das eau noch chaud und die Vitesse fast im Bereich einer verkehrsberuhigten Zone, also um die 40 km/h. Es sind halt nur 84PS bei 2,3 Liter Hubraum, die die knapp 1,4 t bewegen sollen.
V wie Vitesse: Habe sehr selten die 100km/h überschritten, nicht weil der Chambord das nicht könnte (V max: 145 km/h), aber die Geräuschkulisse in höheren Drehzahlen (DZM hat er sowieso nicht) ist schon mächtig. Zum LKW-„Jagen“ reichts da nur knapp, zum LKW-„Entkommen“ dann aber doch…
V wie Verbrauch: Jaa, sind dann schon mal 13 Liter bei gleichmäßiger Autobahn-Fahrt geworden, aber das finde ich äusserst moderat. Die Berg- und Talfahrt hätte ich dann höher eingeschätzt, war aber nicht viel mehr. Der Ölverbrauch dagegen stellt mich nicht zufrieden.
Am Bodensee gehts entlang mit Zwischenstopp zur "Modell-Pflege" bei Gregor, der unsere Autos in akribischer Handarbeit einzeln und äusserst authentisch fertigt. Danke für die Autos und den Kaffee!
Die restliche Rückreise bei erhöhtem Verkehrsaufkommen stellt die Vedette nicht weiter vor thermische Probleme. Und wieder mal hat uns den ganzen Weg von 750 km auch das Wetter nicht im Stich gelassen, bei strahlender Abendsonne erreichen wir Ebrach/Obb. Und können nach ein paar schönen Bildern den V8-SIMCA zum V6-PEUGEOT und V6-TALBOT stellen.
Fast hätte die Nachbarstochter uns den Tag dann doch noch versaut: „Sieht aus wie ein Mercedes.“ Ja, ja…Brille?
V wie Fielmann!
Kommentare
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Sven Gerhards am :