Wie Ihr ja schon wisst, sind Aussenspiegel für den Talbot Tagora nicht mehr aufzutrieben, so sagt man zumindest in der "Szene". Nun gut, wir hatten nach kurzer Suche gleich 3 Stück gefunden, alle neu und noch in der Schachtel. Auspuff gibts auch "seit Jahren nicht mehr, brauchste gar nicht suchen". Theo brauchte einen, und bekam natürlich ein Neuteil. Seltsam das sich auch gleich noch ein weiterer Endtopf und ein Mitteltopf fanden: ab damit ins Lager. Dazu haben sich im Lauf der Zeit hier unter anderem mehrere Scheinwerfer, Blinkergläser und diverse andere Teile, alle schön neu im Originalkarton, angesammelt. Tagora Teile sind unauffindbar? Nun ja, wer sucht ...
Da an ein Auto bekanntlich nur 2 Spiegel sinnvoll angebracht werden können, ein einzelner Auspuff den Zweck völlig erfüllt und mehr als 2 Schweinwerfer schon aus ästethischen Gründen wenig sinnvoll sind, hatten wir nun ein Problem: Was tun mit den anderen Ersatzteilen? Eigentlich zu Schade alles in der Garage zu horten. Einzige Lösung: Wir brauchen einen Tagora der Rückspiegel, Auspuff, Blinker und Scheinwerfer benötigt, ansonsten aber komplett, rostfrei und in Ordnung ist. Allzuviel Kosten darf er natürlich auch nicht. Unauffindbar?
Ein passender Kandidat taucht doch tatsächlich Mitte Dezember im fernen Bordeaux auf. Zwar weit weg, das kann aber nur gutes bedeuten denn dort muss bekanntlich die Stadtverwaltung kein Geld für Streusalz ausgeben. Flux werden Bilder angefordert und der Verkäufer per Email und Telefon ausgefragt.
Paul, der sympathische Besitzer, hat seinen Tagora seit 6 Jahren und fährt ihn regelmäßig, sucht jetzt aber einen Automatik da sein linkes Knie nicht mehr so recht mag. Leider ist der Auspuff durchgerostet, der rechte Aussenspiegel fehlt und die Sonne Aquitaniens hat einem Blinkerglas recht zugesetzt, ach ja ein Scheinwerfer ist erblindet. Na wenn das nicht passt! Der Preis ist moderat und es bleibt uns wirklich nichts weiter übrig als umgehend nach günstigen Flügen zu suchen.
Die Vorbereitungen sind schnell erledigt, Flug gebucht und Konto geräumt. Paul macht sogar noch einen Ölwechsel, flickt den Auspuff und überlässt uns die Nummernschilder. Für die Heimfahrt auf eigener Achse braucht es somit nur eine Versicherung die sich in Frankreich problemlos online abschließen lässt. Nix vergessen? Ach ja, Ehefrau aufgeklärt!
Montag früh gehts los, KLM über Amsterdam, doppelt so weit, günstigster Preis, engste Sitze.
Da muss man ja den Kaffee verkleckern!
Das Malheur ist schnell vergessen und die Stimmung steigt, denn in Bordeaux werden wir standesgemäß am Flughafen abgeholt.
Der Papierkram ist bei einer Tasse Kaffee schnell erledigt und der Kofferraum wird noch mit Ersatzteilen gefüllt: Ein neuer Kotflügel, noch zwei Scheinwerfer, Luftfilter, mehr Blinkergläser, ein Kühlergrill den Theo gut brauchen kann, Keilriemen und noch vieles mehr. Wie war das doch gleich mit den Tagora Teilen, gibts alles nicht?
Paul muss nun leider Abschied nehmen.
Die Filmkamera hält den Moment fest, nicht traurig sein, dein Auto kommt in gute Hände!
Die Reifen sind über 10 Jahre alt, da eh neue fällig sind lassen wir die gleich in Bordeux wechseln, dank Internet vorab online bestellt und Termin zum wechseln und auswuchten gleich festgemacht. Erster Stop, Reifendienst gleich ums Eck.
Ein kurze Schrecksekunde blieb uns trotzdem nicht erspart: "Öh, ja, ehem, eure Reifen haben wir nicht geliefert bekommen". Wie bitte, die sind seit Wochen bestellt? Gott sei Dank kommt in diesem Moment der Chef rein: "Schau da hinten links, da liegen sie doch". Uff, also ab auf die Hebebühne und Reifen gewechselt.
Der Mechniker freut sich über das alte Blech und nutzt die Gelegenheit dem Stift zu zeigen wie Räder ohne Zentralbefestigung ausgewuchtet werden. Nun hält uns nichts mehr hier und wir machen uns auf Richtung Osten, knapp 1500 km liegen vor uns. Kurzer halt an einer Raststätte,
Gourmetküche ist das nicht gerade, aber es macht satt und die Blähungen halten bei der Nachtfahrt wach. Einzige Abwechslung auf der Strecke war ein kurzer Lichtblitz von rechts... stand da was von 90?
Bis Chalon-sur-Saône fahren wir noch, dann suchen wir uns ein Bett für die Nacht. Typisch französisch logieren wir im lokalen Automatenhotel "Formule 1" mit Plastikdusche auf dem Gang und allem was dazu gehört, einschließlich Geruchsspender im Zimmer der jeden Wunderbaum erblassen lässt.
Das Brot ist Frisch, der Kaffee heiß und 3,95€ fürs Frühstück ist wirklich günstig.
Weiter gehts zum nächsten Etappenziel Sochaux. Das Talbot Werk war zwar in Paris, aber wenn es schon am Weg liegt lassen wir uns das Peugeot Museum natürlich nicht entgehen.
Die Ausstellung ist wirklich sehenswert, der Ort jedoch recht trist und heruntergekommen, zahlt denn Peugeot keine Gewerbesteuer?
Von hier sind es noch knapp 500km, das erledigen wir in einem Rutsch. Das Auto fährt problemlos und kurz vor Sonnenuntergang sind wir zurück in München. Das letze Stück von München bis Straußdorf gibt Theo Begleitschutz. Zwei Tagora in freier Wildbahn, das gibts nicht alle Tage.
Endstation Straußdorf, hier ist unsere Neuerwerbung erst mal standesgemäß und stilvoll untergebracht bis TÜV und Papierkram erledigt sind.
Wie er denn nun getauft wird wollt Ihr noch wissen? Natürlich Paul, wie denn sonst!