Gibt es eigentlich einen Tagora SX der nicht wie neu dasteht? Ich wage es allmählich zu bezweifeln, denn ich habe noch keinen gesehen der sich nicht im Bestzustand präsentiert. Kaum berichten wir über die beiden SX von Arnold und Uli, da flattert schon die nächste E-Mail rein. Diesmal von Kristjan aus Slowenien der diesen perfekten SX sein eigen nennt. Das Fahrzeug besitzt er seit 2008 und hat es natürlich auf eigener Achse aus Frankreich geholt. Aussen...
.. wie innen, ein Neuwagen.
Kristjan ist nicht durch Zufall auf den Geschmack gekommen, er ist in der Schweiz aufgewachsen und sozusagen im Tagora groß geworden. Sein Vater hatte Anfang der 80er Jahre bereits einen Solara bestellt. Als er auf einer Messe den Tagora sah, wurde die Bestellung annuliert und dieser Tagora vom Messestand weg nach Hause gefahren.
Vielen Dank Kristjan für die nette Story und die schönen Bilder!
Vor über 30 Jahren rollte the letzte Tagora SX aus der Fabrikhalle in Poissy. So recht geliebt wurde er nie und sobald er Gebrauchtwagenzustand erreicht hatte verlor er schnell an Wert und war ein beliebtes Opfer der Renault Alpine Fahrer die mangels Drehmoment beim Renault PRV gerne den flotten Tagora Motor unter die Haube packten. Das sind schlechte Vorraussetzungen für das Überleben guter Exemplare, zumal ja nur ca. 1000 Stück gebaut wurden. Unser eigener SX aus 30 jährigem Erstbesitz präsentiert sich im Zustand "Zweijähriger Gebrauchtwagen", was ja schon erstaunlich ist. Das es noch besser geht, wurde uns kürzlich gleich zweimal gezeigt. Auf der Klassikwelt in Friedrichshafen traf ich mich mit Arnold der seit 20 Jahren einen SX im Neuwagenzustand erhält.
Nicht nur von aussen makellos, auch der Motorraum zeigt sich im Bestzustand, selbstredend schnurrt der Motor wie am ersten Tag.
Erstaunlich die Inneneinrichtung, alles top und der Himmel ist dem Fahrer auch noch nicht auf den Kopf gefallen.
Ein intakte original Hutablage! Noch vor 2 Wochen hätte ich jede Wette angenommen das es sowas nicht mehr gibt.
Wie es manchmal so ist, ein paar Tage später schickt uns Uli aus Österreich Bilder von seinem frisch geputzem SX in schönem rot. Zwei neuwertige SX in ein paar Tagen, ist denn schon Weihnachten?
Wie Ihr schon wißt musste Paul kürzlich die äusserliche Umwandlung in einen echten Rennwagen über sich ergehen lassen. Nachdem er sich bei der LeJog Rally tapfer geschlagen hatte, war ein standesgemäßes Outfit mehr als verdient. Natürlich kommt nur der originale Renntrim des 1982 in der Superproduction Rennserie gefahrenen Fahrzeugs in Frage. Autos mit Folie zu bekleben ist momentan in Mode und was Taxi und Polizei recht ist, kann Paul nur billig sein. Nun ja, ganz so billig ist es wohl nicht. Ein Angebot für die komplette Folierung und Beschriftung lag im mittleren vierstelligen Bereich und das war schon ein Freundschaftspreis. Ein Vielfaches des Fahrzeugwertes für das Outfit? Nein das geht nicht, dann machen wir es halt selber. Intensives Googeln führte zur Überzeugung, dass sowas durchaus für den Laien machbar ist und zur Bestellung von einem Stück gelber Folie, frei nach dem Motto: Probieren geht über Studieren! Das Anbringen der Folie ging erstaunlich einfach, mit der Heißluftpistole angewämt lässt sich das Materiel sehr gut in die passende Form ziehen und Luftblasen werden dank Microperforierung einfach weggedrückt.
Mit dem Ergebnis waren wir mehr als zufrieden, dennoch musste die Folie nach ein paar Tagen wieder runter, denn wir wollten sicher sein, das sich das Ganze rückstandslos wieder entfernen lässt.
Bleibt die Frage der Beschriftung, ein paar wenige passende Aufkleber finden sich im Internet, der Rest muss nach Maß angefertigt werden, was wiederum nicht ganz billig ist. Dazu kommt, dass sicher nicht alles auf Anhieb passen wird und erst nach einigem Probieren der Vorlage entspricht. Kurzentschlossen wurde deshalb ein Schneidplotter angeschafft, den wir nach getaner Arbeit wieder verkaufen werden, insgesamt war das die billigste Lösung.
Mit mehreren Rollen Material bewaffnet, ging es nun an die eigentliche Beklebung des Fahrzeugs. Ehe die Folie drauf kann sind noch etliche Vorarbeiten zu erledigen, sämtliche Anbauteile müssen runter und der alte Lack muss absolut sauber und fettfrei sein. Das Aufbringen der Folie war dann doch nicht ganz so einfach wie gedacht. Große Flächen, wie das Dach, sind schwierig und gelingen uns erst im zweiten Anlauf.
Obwohl der Tagora eine scheinbar simple Karosserieform hat, gibt es doch unzählige Ecken und Kanten um die die Folie mühselig rumgezogen werden muss. Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen, allzu genau darf man aber trotzdem nicht hinschauen. Vorhandene Lackfehler sind durch die hauchdünne Folie weiterhin sichtbar und die Folie neigt dazu sich statisch aufzuladen und Staub anzuziehen. Unschöne Einschlüsse sind unvermeidbar, eine staubfreie Lackierkammer stand uns leider nicht zur Verfügung.
Als nächstes geht es an die Beschriftung. Die Arbeit mit dem Schneidplotter geht nach kurzer Einarbeitung recht flott von der Hand und die selbst erstellten Aufkleber sind perfekt. Problematisch ist jedoch die Anbringung. Die für die Flächenbeklebung verwendeten Folien sind sehr elastisch und deshalb nicht für die Beschriftung geeignet, beim Festreiben der Folie würde diese die ausgeschnittene Form verlieren. Daher müssen wir eine andere Folie verwenden, die zwar fomstabil, aber nicht mit Mikrokanälen erhältlich ist. Um genau positionieren zu können, wird die Folie naß aufgebracht und dann festgerieben. Das gelingt uns nicht immer blasenfrei und es bleibt viel Nacharbeit die Blasen anzustechen und auszudrücken, was leider auch nicht immer unsichtbar bleibt. Zum Schluß wird noch die Stoßstange mit (abziehbarem) Felgenlack weiß angemalt und als Krönung gibt es wunderschöne Gotti Felgen.
Insgesamt war der Zeitaufwand für die Folierung der Flächen wesentlich größer als wir gedacht hatten, mehrere Wochenenden und noch ein paar Tage extra gingen wie im Fluge vorbei. Im Zeitraffer geht das natürlich alles ruckzuck.
Preislich war es günstig, denn das Material kostet nicht allzuviel, insgesamt hat uns die Aktion einen mittleren dreistelligen Betrag gekostet. Für ein Spaßprojekt sind Folien eine prima Sache, der Zeitaufwand ist jedoch erheblich. Als Alternative zur Lackierung für einen "normalen" Oldtimer würde ich es nicht empfehlen. Der Laie erzielt letztlich kein perfektes Ergebnis, vorhandene Lackfehler sind eher noch mehr sichtbar als vorher und es ist offensichtlich, dass es Folie und kein Lack ist. Jetzt bleibt noch der Spoiler zu machen und hat nicht Danielson 550 PS aus dem Motor gekitzelt?
Kürzlich berichteten wir über den Talbot Tagora als Rennwagen, der Artikel schloss mit der Bemerkung: "Wer heutzutage einen Renntagora sehen möchte, muss sich mit diesem schönen Modell des Kleinserienherstellers Automany zufrieden geben... oder?". Wer uns kennt, hat geahnt das da noch was dahinter steckte.