Läuft!
24 Jahre Ruhepause... und er läuft!
24 Jahre Ruhepause... und er läuft!
Der Tagora SX muss natürlich schnellstmöglich näher inspiziert werden. Im Gegensatz zu unseren bisherigen Neuzugängen, die zumindest fahrfähig waren, gibt es diesmal durchaus noch Platz für Überraschungen. Das Auto stand 23 Jahre in einer Garage und das bleibt nie ohne Spuren, erstaunlich, dass er rollt und bremst.
Um weitere Schäden zu vermeiden, haben wir ihn die Nacht über tiefgekühlt gelagert.
Erst eimal einen Blick in den Kofferraum, nette Zugabe 5 Stahlfelgen.
Dazu gibt es noch 5 original Alufelgen und eine Tüte mit den dazugehörigen Radkappen. Sehr schön, nur wurden leider die letzen TRX Reifen dieser Größe vor 20 Jahren produziert. Selbst wenn sich noch welche aus Altbestand finden, uns steht nicht der Sinn danach, ein Auto das 200 km/h schnell ist mit knallharten Gummis zu fahren.
Weiter gehts ans andere Ende des Fahrzeugs. Auf die Haube:
Alles drin, alles dran, nix verbastelt, sehr gut. Ob der Motor läuft? Das wird sich noch zeigen, fest ist er jedenfalls nicht. Schnell noch das Monsterluftfilter runter, die Vergaseranlage ist einfach geil.
Was ist das, Dinosauriereier, Kartoffeln?
Es sind nur Steine, wie sind die dahingekommen?
Auf dieser Fahrzeugseite gibts noch eine Zugabe, diesmal was biologisches.
Was mag das sein? Eine Tagoratte?
Weiter gehts, an die Unterwäsche. Hier siehts rundum gut aus.
Sogar der Auspuff ist noch zu retten.
Die Federbeine wurden offenbar schon mal getauscht, ein Dankeschön an den Erstbesitzer.
Etwas Rost an einer Tür,
die anderen sind in Ordnung.
Hier muss was gemacht werden
und hier auch.
Innen siehts gut aus, der Himmel fällt uns nicht auf den Kopf und sogar die Hutablage ist in Ordnung.
Der Spiegel ist natürlich hinüber und die Türverkleidungen haben keine Lüftungsgitter, alles andere wäre auch ein Wunder gewesen.
Summa summarum, etwas Arbeit ist dran, aber nichts Dramatisches. Die große Frage ist natürlich ob der Motor läuft, wir werden demnächst mal Zündung und Vergaser checken und einen Startversuch wagen.
Es ist Winter, eiskalt, es schneit, und ich sitze im Zug in Richtung Saarbrücken. Hatten wir das nicht schon mal: Einmal zur Saar und zurück ?
Schuld daran ist eine knappe E-Mail, die Montag eintrudelte, im Anhang ein paar Bilder von einem silbernen Tagora SX, der im Matsch steht.
Das gabs doch auch schon mal: Aller guten Dinge sind drei.
Kurz drauf folgen noch Bilder der kompletten Papiere einschließlich des KFZ-Briefs mit nur einem Haltereintrag und der Stillegung von 1993.
Gekrönt wird das Ganze mit der glaubhaften Versicherung, dass der Tagora bis vor Kurzem trocken stand und erst vor ein paar Tagen obdachlos wurde. Ein Tagora SX aus Ersthand, der 23 Jahre trocken abgestellt stand? Was bleibt uns anderes übrig, als da mal näher nachzusehen. Michael musste eh in die Gegend und hat sicherheitshalber den Anhänger dabei... man kann ja nie wissen.
Um kurz nach 15:00 fahren sind wir vor Ort, sieht vielversprechend aus, findet Ihr nicht?
Mit Schnee bedeckt steht der arme Tagora in einer Ecke und hofft auf seine Rettung.
Die Besichtigung verläuft zufriedenstellend, es gibt ein paar Macken aber keine fundamentalen Probleme. Ob der Motor läuft ist nicht rauszufinden, fest ist er nicht.
Nach kurzer Diskussion werden wir uns handelseinig. Der Besitzer ist etwas überrascht, dass wir gleich mit dem Anhänger vor Ort sind und besorgt schnell im Schreibwarenladen um die Ecke einen Kaufvertrag während wir schon mal aufladen.
Eigentlich wollen wir ja einen Tagora los werden, wer braucht schon 3 Talbot Tagora? Nun haben wir vier, es gibt schlimmeres im Leben...
Nach Paul's wundersamer Selbstheilung am Samstag stand einer Weiterfahrt am nächsten Tag zum zweiten Ziel unserer Fahrt nichts mehr entgegen.
Es geht viele einsame Kilometer nach Norden in die Champagne bis nach Reims.
Wir waren ja schon im Frühjahr mit dem SX in der Gegend unterwegs, was führt uns binnen so kurzer Zeit nochmal dort hin? Gut, was dem SX recht ist steht dem Renntagora auch zu, eine Fotosession auf der Rennstrecke von Gueux muss sein. Rechtfertigt das einen Umweg von über 1000 km?
Nein, sicher nicht, dazu braucht es einen besseren Grund. Auf der Fahrt im Frühjahr lernten wir auf dem Teilemarkt in Reims zufällig zwei Brüder kennen, passionierte Talbot Fahrer und wie alle Fans der Marke auf immerwährender Teilesuche. Die Zwillinge sammeln Talbots, neben etlichen Horizon und Solara allein neun Tagora. Klar dass wir die Jungs mal besuchen müssen. Schon auf dem Vorplatz erwartet uns ein Tagora im Neuwagenzustand.
Nein, Neuwagenzustand ist eine Beleidigung für das Fahrzeug, es ist um ein vielfaches besser als je ein Talbot das Werk verließ.
Die Zwei haben das Fahrzeug in absoluter Perfektion restauriert. Jedes Teil wurde demontiert und alles bis zur letzten Schraube zerlegt, geputzt, gestrahlt, chromatiert und veredelt. Hier der Block eines Tagora V6 Motors der gerade in Arbeit ist.
Das Ergebnis des gewaltigen Aufwands lässt uns nur noch staunen.
Talbot Horizon in Perfektion.
Ein schmucker Solara.
Tagora bis zum Horizont...
Die Fahrzeuge werden übrigens genutzt, andere Autos als die insgesamt 44 Talbot's besitzen die beiden Sammler nicht.
Wir sind tief beeindruckt und bedanken uns bei Christophe et Sylvain für die Gastfreundschaft und den schönen Nachmittag der wie im Fluge vorbeiging.
Auch dieses Jahr lockten uns Jürg und Roger, Alt-Franzosenfans und Blogger Kollegen aus der Schweiz zu einer Fahrt ins Jura unter dem Motto 'en route!'. Diesmal sind wir mit unserem Rallye erprobten Paul unterwegs, die beste Wahl für solche Gelegenheiten.
Ehe es zum Sammelpunkt geht, schnell noch eine Wäsche um sicher zu gehen, dass Paul das in der Nähe befindliche löchrige Atomkraftwerk kräftig überstrahlt.
Nach und nach treffen die Mitfahrer ein, ein wahrlich buntes Starterfeld: vom Alltags 205 über Samba Cabrio und R18 bis zum edlen 404 Cabrio reicht die Palette.
Wir sind nicht die einzigen die in professionell gemachter Kriegsbemalung antreten.
Die Wegbeschreibung ist eher sparsam ausgefallen und so fahren wir schon nach kurzer Zeit über einsame Wege durchs hügelige Land.
Wo sind denn die anderen alle, ob das hier wohl der richtige Weg ist?
Egal, tapfer folgt Paul den einsamen Pfaden und irgendwann wird sowohl die Fahrbahn als auch die Beschilderung vielversprechender.
Wir genießen die Fahrt und sind bester Stimmung.
Lediglich die Hintergrundkulisse könnte noch etwas verbessert werden.
Doch lange währt unser Glück nicht, während wir ein einsames Hochplateau erklimmen muckt Paul und verweigert stotternd eine zügige Weiterfahrt.
Was ist passiert? Paul hat wohl zuviel mit echten Rennkollegen geschwätzt und sich an einer selbstgebauten Wassereinspritzung versucht. Per Leck an der Wasserpumpe befördert er reichlich Kühlwasser in die Ansaugung und statt einer Leistungssteigerung hat er sich natürlich kräftig daran verschluckt.
Mittlerweile fehlte soviel Wasser, dass es zwar kräftig läuft, aber kaum noch spritzt. Bis zum nächsten Dorf muss es noch reichen um dort Wasser aus dem Brunnen nachzufüllen. Was nun? Stehen lassen, abschleppen, ignorieren? Wir starten nochmal den Motor um die Leckstelle genau zu lokalisieren, womöglich ist es ja doch nur ein Schlauch und nicht die Pumpe. Seltsam, eben lief das Wasser noch in Strömen und nun auf einmal ist alles dicht. Nichts läuft mehr aus, gar nix, kein Tropfen kommt irgendwo raus.
Entweder hat das Wasser aus diesem Brunnen Zauberkraft oder die Blumen oben auf scheiden Kühlerdichtmittel aus.
Reichlich verspätet kommen wir so zur Mittagsrast, nehmen dann eine Abkürzung und zur Kaffeepause haben wir zum Rest der Gruppe aufgeschlossen.
Kurvig geht es zum Tagesziel,
wo der abwechslungsreiche Tag in netter Runde bei leckerem Fondue seinen Abschluß findet.
Vielen Dank an Jürg, Roger und die anderen Teilnehmer für die schöne Tour und den tollen Tag.