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Edles von Cartier - II

Eigentlich sollte die Geschichte des Tagora SX auf dem Bauernhof längst abgeschlossen sein. Da jedoch alles anders kam als gedacht, folgt hier wie bei einem schlechten Hollywoodstreifen ein zweiter Teil. Irgendwie muss ja auch ein Blog das Sommerloch füllen.

Das Internet und der Kleinanzeigenteil der örtlichen Presse sind gut gefüllt mit Inseraten nach dem Motto "wir holen Ihr Altfahrzeug kostenlos ab, Anruf genügt". So einfach ist es leider nicht, auf Nachfrage relativieren sich diese verlockenden Angebote beträchtlich. Ist das Fahrzeug nicht mehr komplett, dann soll die Entsorgung plötzlich reichlich €€€ kosten und der Abtransport kommt noch oben drauf. Ohne Papiere will es dann gar keiner mehr nehmen, könnte ja noch eine Leiche im Kofferraum liegen?

Da wir aber verprochen hatten im Gegenzug für das geschenkte Auto die Reste zu entsorgen, musste das Ding irgendwie vom Bauernhof weg. Nur gut das wir beste Kontakte zu den einheimischen Peugeot Werkstätten pflegen. Unser Haus- und Hofwerkstattmeister empfahl uns bei seinem Stammverwerter der sich bereit erklärte die Kiste unentgeltlich abzunehmen. Nur anliefern müssen wir selbst. Der Bauernhof liegt bei Landsberg und der Schrotthändler ist in Rosenheim. Wir haben reichlich Erfahrung im Tagora schleppen, alles kein Problem.

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Schwupps ist die Kiste auf dem Hänger und auf dem Weg nach Rosenheim.

sx_muss_weg1_600Kurz vor dem Ziel gibt es noch einen Zwischenhalt. Wenn wir schon die Karre am Haken haben, dann können wir auch bei Meister Speuser halt machen und die Teile retten die beim ersten Besuch mangels Hebebühne drangeblieben waren. sx_muss_weg2_600Während wir noch nach passendem Werkzeug kramen hat der Profi schon flux Getriebe und Lenkung abgeschraubt. Hut ab, gelernt ist gelernt! Der Ausbau der Hechkscheibe braucht etwas Geduld und jetzt wissen wir auch wie die Gitarrensaite zum aufschneiden der geklebten Dichtung eingefädelt wird ohne die Scheibe zu beschädigen. Tipp: der Kleber mag keine Hitze!

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Bruchfrei ausgebaut gesellt sich die Scheibe zu den anderen Beutestücken;

sx_muss_weg4_600Getriebe, Servolenkung, Kardanwelle und noch einige andere Teile.sx_muss_weg5_600Es bleibt noch Zeit für Tee und Kuchen, dann geht der SX auf die endgültig letzte Reise.sx_muss_weg6_600

Ach ja, gut das wir noch kurz in den Schrottcontainer geschaut haben und das hier retten konnten! sx_muss_weg7_600

Edles von Cartier

Eigentlich wollten wir ja diesen Samstag nach Pfronten und bei der Gamsbartrally mitfahren. Es kam dann aber doch ganz anders, denn wir mussten uns um ein Schmuckstück kümmern das uns kürzlich in die Hände gefallen ist: ein Tagora SX zum Schnäppchenpreis von 0,00€.

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Zugegeben, auf den ersten Blick ist hier nichts mehr zu holen was 130km Anfahrt rechtfertigt. Bei einem Fahrzeug von dem nur etwas mehr als 1000 Exemplare hergestellt wurden ist es aber eine andere Geschichte. Selbst ein solches Wrack gibt noch einiges an Teilen her die es sonst nirgendwo mehr gibt, dazu gab es noch einige erstaunliche Erkenntnisse.

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Die von Talbot verwendeten Teppichböden sind eine ideale Grundlage zur Pflanzenzucht. Nicht nur Gräser und Moose gedeihen hier vorzüglich, auch Pilze und größere Pflanzen finden eine nährstoffreiche Grundlage. Wären wir ein Jahr später gekommen hätten wir wohl Macheten gebraucht um in den Innenraum vorzudringen.

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Bemerkenswert auch das Vermögen größere Mengen Wasser zu speichern. Auf der Rückfahrt haben wir noch Stunden später mit unseren durchnässten Hosen nette Wasserflecken auf den Sitzen der Raststätte hinterlassen.

Das Handschuhfach eigent sich hervorragend zur Mäuseaufzucht, nikotinverseuchte Zigarettenschachteln vermeidet die schlaue Maus beim Nestbau.

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Wirklich erstaunlich fanden wir, das dieser Tagora der jahrelang im freien Stand, trotz der permamenenten Durchfeuchtung kaum Rost zeigte.

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Da hätte Talbot auch 30 Jahre Garantie geben können und dabei nichts verloren.

Insgesamt war die Qualität im letzen Baujahr 1983 offensichtlich wesentlich besser. Griffe und Zierleisten die uns im 81er GLS nach 30 Jahren entgegenböseln sind hier aus elastischen Kunststoffen und makellos. Die Hutablage ist in Ordnung und der Himmel ist auch keinem Gallier unerwartet auf den Kopf gefallen. Da hat Talbot zum Schluß ein richtig gutes Auto gebaut. Leider zu spät, es hat nichts mehr genützt denn ein 84er Modell gab es bekanntlich nicht mehr.

Wir retten was sich noch lohnt, und das war doch einiges.

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Über Innenverkleidungen und Haltegriffe wird sich Paul freuen der besonders stark unter der gemeinen französischen Plastikbröselkrankheit leidet. Dazu gibts endlich einen Gurt für den mittleren Platz auf der Rückbank, den Talbot sich bei in Frankreich ausgelieferten Fahrzeugen gespart hatte. Die gesamte Elektrik war noch vorhanden, einschließlich aller Steuergeräte und den Sensoren für den Reisedatencomputer die bei unserem SX nicht so recht funtionieren. Mit den Zierleisten und Emblemen könnten wir Theo rein äusserlich in das Sptzenmodell SX verwandeln... aber wollen wir das?

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Qualität überall, edles Zubehör auch da wo es gar nicht zu sehen ist.

 

 

 

 

 

Nicht alles hat so funtioniert wie wir es geplant hatten. Die Frontscheibe ging leider beim Ausbau zu Bruch und das Getriebe lies sich mangels Hebebühne auch nicht abschrauben. Die Felgen waren angeschlagen und überlackiert, da lohnt das mitnehmen nicht.

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Ein letzter Blick auf den vermutlich vorletzten Talbot Tagora SX den es in Deutschland gibt, oder besser gab, in ein paar Tagen gehts ab in den Schredder.

Schnellstart

Unser Tagora SX läuft wunderbar, wenn er erst mal läuft, denn das morgendliche Starten ist immer etwas mühsam. Schuld daran ist die etwas seltsame Anordnung der Benzinversorgung die Talbot sich damals ausgedacht hat. Vom Tank geht es durch eine recht lange Leitung nach vorne Richtung Motor, das Rohr endet im Ausschnitt des V6 weit oben auf Höhe der Vegaser. Von dort geht es per Schlauch erst mal wieder ein Stück zurück nach hinten und dann quer rüber zur mechanischen Benzinpumpe hinten am rechten Zylinderkopf. Von dort wiederum per Schlauch weiter abwärts bis ganz nach vorne unten am Radkasten. Hier sitzt der Durchflussmesser für den Reisedatencomputer. Nun teilt sich die Geschichte, links ab nach unten per Plastikrohr ein Rücklauf in den Tank, geradeaus wieder zurück nach ganz oben und dann mittels T-Stück an die beiden Vergaser. Super Konstruktion: wenn der Motor steht dauert es nicht lange und der gesamte Sprit findet mit reichlich Gefälle den weg per Rücklauf zurück in den Tank. Dank endloser Schläuche und mit reichlich Berg und Talfahrt braucht die Membranpumpe ewig bis wieder Sprit an den Vergasern ankommt. Der Anlasser leert die halbe Batterie bis es Stoff zum Zünden gibt.

Das kann natürlich so nicht bleiben. Eine elektrische Pumpe muss her damit der Motor standesgemäß beim ersten Schlüsseldreh anspringt.

Die Umrüstung ist recht einfach, die Wahl fällt auf eine druckgesteuerte Pumpe von Hardi wie sie sich schon bei Marge seit längerem bewährt hat. Als Einbauort bietet sich der rechte Kotflügel an. Beim GLS sitz hier die Zündspule, beim SX ist viel Platz, es gibt schon Löcher zum Befestigen und der Sicherungkasten für die Stromversorgung ist auch gleich daneben.

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Die alte Pumpe bleibt drin, der Zulauf wird mit etwas Schlauch zum Ablauf kurzgeschlossen. Jetzt kann sie den ewig gleichen Sprit sinnlos im Kreis pumpen und läuft nicht trocken, falls die E-Pumpe doch mal versagt lassen sich die Schläuche schnell wieder umklemmen. Der Rücklauf wir abgeklemmt und verschlossen sonst würde sich die neue Pumpe sinnlos abmühen Druck aufzubauen und nie abschalten. Schläuche ran, Strom findet sich gleich nebenan, fertig.

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Zündung ein, die Pumpe läuft los tacktacktak ... tack tack ... tack dann Ruhe: Druck auf der Leitung, Sprit am Vegaser, Motor springt sofort an. Prima!

Das Luftfilter mitsamt dem ganzen Geschleudere drumrum aus- und wieder einzubauen dauert länger als der eigentliche Umbau der Pumpe.

Ende gut alles gut.

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Cuisine française

Mann nehme:

- einen V6 PRV Motor aus dem Peugeot 604
- eine schärfere Nockenwelle
- einen überarbeiten Zylinderkopf mit Venturi Ventilsitzen
- Natrium gefüllte Ventile
- härtere Ventilfedern
- Mahle Kolben für höhere Verdichtung
- krönne das ganze mit zwei Weber 3fach Vergasern aus dem Ferrari 365

Schon warten 166 wilde Pferde darauf auf die Straße gelassen zu werden.

Tagora SX - erster Start nach der Wartung

Der SX wird langsam aber sicher fertig. Die Teilesuche erstreckte sich mal wieder über die halbe Welt, es ließ sich wiederum alles finden, einschließlich des monströsen Luftfilters das in schönem rot die beiden Weber umrahmt.
Mittlerweile ist die Kupplung samt lufi_klein_200Schwungscheibe getauscht, der Motor bekam neues Öl, Filter, Kerzen und besagtes Luftfilter. Neue Felgen liegen bereit und sobald die Reifen eintreffen gibts frischen TÜV und H-Kennzeichen.
Wir könnes es kaum erwarten den Wolf im Schafspelz endlich los zu lassen.

Wann kommt der Frühling?

War nicht vor ein paar Tagen Frühlingsanfang?

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Nur gut das die Rostschutzfarbe auf Theo's Ersatzradhalterung schon trocken war. Der Einbau muss noch warten, in der Garage herschen nach wie vor arktische Temperaturen.